Das Schauspiel




Schauspiel ist die Kunst, Wirkliches aus seiner Welt zu nehmen, es anders zu verpacken und dann damit zu seiner Abstammung zurückzukehren, um es denen, die das neu Geschaffene nur aus ihrer augen-
blicklichen Perspektive sehen können, als eine Fiktion zu vermitteln.

"Es gibt nichts Neues unter der Sonne - absolut NICHTS!"

Wenn wir nun diesen frei zitierten Spruch aus dem Alten Testament und die »aristotelische Dramen-
theorie«
zusammenführen stellen wir unweigerlich fest, dass das Schauspiel nicht nur eine katharsische Wirkung auf den Menschen hat, sondern auch einen wichtigen Vorgang in unserer ureigenen Evolution darstellt.

Nicht von ungefähr kommt der überall so vor sich hin geäusserte Satz, das ganze Leben sei ein Theater. Man beachte, ohne die auf "gespielte" Wahrheiten aufbauende Reflexion würde sich der Mensch vermutlich mehr noch dem Tiere gleich verhalten - und sich auch nur so weiterentwickeln.

Wir haben also einen entscheidenden Vorteil, den wir auf Bühnen, in TV´s, in Filme und so an jeden grossen Aufführungsort bringen können: unsere Imagination!

Wir schaffen uns unsere eigenen Bilder, von uns selbst, von dem, was ist und von dem, was unserer Vorstellungskraft nach sein könnte.

Ich sprach schon auf der vorhergehende Seite davon, dass das Schauspiel nicht nur Passion ist, sondern auch nach Verantwortung verlangt.

Nun, jedes bewusst und vor allem wirklich selbstbewusst lebende, menschliche Individuum wird sich darüber im Klaren sein, dass jede schon natürlich gelebte Handlung ihre Auswirkung auf andere Menschen hat. Was aber, wenn die "Wahrnehmung" noch durch eine dramatisch forcierte "Information", nennen wir es "die vorgelebte Geschichte", dazu führt, dass der Mensch in tiefste Abgründe seiner selbst fällt?

Bei dieser Frage wird klar: der Schauspieler ist nicht mehr nur ein Empfänger von Gagen und Applaus für seine spielerischen Leistungen. Er wird zum Täter!

Bedenkt man manches Bühnenstück oder einen gut gemachten Film und die schauspielerisch wirklich fantastisch erzählte Geschichte darin, dann liegt die Vermutung nahe, dass ein Zuschauer sich trotz aller Abstraktion vom "Spielort" und eben der fiktiven Handlungen, je nach Intensität der Eindrücke, von Zeit zu Zeit doch selber darin wiederfindet.

Ab diesem Moment hat der Mensch die Ebene der realen Welt verlassen und LEBT die surrealistische Verbindung zwischen der vorgegaukelten Fiktion und dem eigenen tatsächlichen Sein.

Schauspiel ist nicht nur Kunst, es ist das reinste Lebenswerk!


Alexander Perlick
© Alexander Perlick











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